Samstag, 29. August 2015

Leseprobe (7/7) aus: Pater Anton Jans. Kartäuser und Mystiker

Aus dem Kapitel: Empor zu Gott

„Die Treue gegen die Gnade war von Anfang seines geistlichen Lebens, man darf wohl sagen, vollkommen. Er gab sich nicht damit zufrieden, auch die kleinsten freiwilligen Sünden zu meiden. Keine Ruhe gönnte er sich, bevor die letzte Anhänglichkeit, die geringste Hinneigung zu jeder Schwäche ausgerottet war.

Aber das genügte ihm nicht. Er war lebendig überzeugt, daß die Heiligkeit nicht etwas Negatives ist, daß er nicht heilig sei, wenn er auch den unbedeutendsten Schatten des Bösen meide – Heiligkeit bedeutete ihm eine gewaltige positive Leistung, etwas Heldisches, das Größte, was ein Mensch vollbringen kann: fortwährende und vollkommene Mitwirkung mit der Gnade. – Hochherzig bot er dazu in jedem Augenblick all seine Kräfte auf.

Ihm war es das größte Opfer gewesen, das Freiheitsgefühl preiszugeben, den Eigenwillen zu fesseln und in ununterbrochener Beherrschung zu halten. Seine ganze Natur geriet dabei in Aufruhr, weil sie fühle, daß das für sie den Tod bedeutete.

Es gibt bisweilen schwere Augenblicke, sternenlose Nächte voll dunklen Schweigens; aber Kompromisse mit der Natur duldet er nicht. Wenn sie leidet und klagt, umso besser; ein Hindernis für den Aufstieg zu Gott darf sie nicht sein! Seine Seele will hinauf zu Ihm, sie will einzig Gottes heiligen Willen. Gott nur Gott! Alles andere ist zwecklos.

Wie er nach einem Jahr voll Leiden und Kämpfen vollständig gesiegt hat, wie dann die Zeit nach der Nacht des Glaubens der anbrechenden Helle eines neu aufgehenden Tages glich, das läßt sich nicht in unserer unbeholfenen menschlichen Sprache wiedergeben.

In den ersten Zeiten nach der Gelübdeablegung gab es noch Kampf zwischen Ich und Gott. Und da kam dann bisweilen die ganze Energie seines cholerischen Temperamentes in Aufregung. Es war nicht ein Aufbrausen, aber ein kraftvolles Wort konnte man hin und wieder hören: „Vade retro satana, weiche Satan!“

P. Anton liebte eine männlich kräftige Frömmigkeit, die nicht viel Wert auf zarte Gefühle legt. Er sehnte sich nicht nach süßem Trost, sondern nach innigem Gottfinden durch herbe Läuterung, durch hochherzige Selbstverleugnung. Seine Sehnsucht danach war gewaltig. Sein ganzes Wesen war auf Innigkeit mit Gott gerichtet, auf tieferes Eingehen in die Gottesnähe. Das gab seinem Seelenleben Geschlossenheit, Kraft und Einheit.

Seine Gottinnigkeit bestand nicht in einer Anzahl frommer Andachten oder in tröstlichen Gebeten. Seine Seele schwang sich freien Fluges über das Irdische empor. Einmal in der Region des reinen Glaubens, blieb sie in stetem innerem Verkehr mit Gott. Da lebte sie über den menschlichen Geschehnissen, frei von Form und Zwang.

Sein Leben wurde eine fortwährende Sammlung, eine beständige Erhebung der Seele zu Gott, seine Beschäftigung das Kennen und Vollbringen des göttlichen Willens.

Es war nicht mehr wie am Anfang des Klosterlebens, wo er neben Betrachtung und Offizium so und soviele Privatandachten beibehielt. Die Tiefe seiner Seele ließ sich nicht mehr in Formeln ausdrücken, obwohl er das vorgeschriebene mündliche Gebet immer mit größter Innigkeit, Freude und Nutzen verrichtete.“


Pater Anton Jans: Kartäuser und Mystiker
(Hrg. Martin Grabmann), Neuauflage August 2015
Taschenbuch: 190 Seiten, Größe 12,7 x 1,2 x 20,3 cm
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform;
Auflage: 1 (11. August 2015)
ISBN: 978-1516835973
Euro: 15,95; (Kindle Edition  Euro: 6,90)






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