„Die
Treue gegen die Gnade war von Anfang seines geistlichen Lebens, man darf wohl
sagen, vollkommen. Er gab sich nicht damit zufrieden, auch die kleinsten
freiwilligen Sünden zu meiden. Keine Ruhe gönnte er sich, bevor die letzte
Anhänglichkeit, die geringste Hinneigung zu jeder Schwäche ausgerottet war.
Aber
das genügte ihm nicht. Er war lebendig überzeugt, daß die Heiligkeit nicht
etwas Negatives ist, daß er nicht heilig sei, wenn er auch den unbedeutendsten
Schatten des Bösen meide – Heiligkeit bedeutete ihm eine gewaltige positive
Leistung, etwas Heldisches, das Größte, was ein Mensch vollbringen kann:
fortwährende und vollkommene Mitwirkung mit der Gnade. – Hochherzig bot er dazu
in jedem Augenblick all seine Kräfte auf.
Ihm
war es das größte Opfer gewesen, das Freiheitsgefühl preiszugeben, den
Eigenwillen zu fesseln und in ununterbrochener Beherrschung zu halten. Seine
ganze Natur geriet dabei in Aufruhr, weil sie fühle, daß das für sie den Tod
bedeutete.
Es
gibt bisweilen schwere Augenblicke, sternenlose Nächte voll dunklen Schweigens;
aber Kompromisse mit der Natur duldet er nicht. Wenn sie leidet und klagt, umso
besser; ein Hindernis für den Aufstieg zu Gott darf sie nicht sein! Seine Seele
will hinauf zu Ihm, sie will einzig Gottes heiligen Willen. Gott nur Gott!
Alles andere ist zwecklos.
Wie
er nach einem Jahr voll Leiden und Kämpfen vollständig gesiegt hat, wie dann
die Zeit nach der Nacht des Glaubens der anbrechenden Helle eines neu
aufgehenden Tages glich, das läßt sich nicht in unserer unbeholfenen
menschlichen Sprache wiedergeben.
In
den ersten Zeiten nach der Gelübdeablegung gab es noch Kampf zwischen Ich und
Gott. Und da kam dann bisweilen die ganze Energie seines cholerischen
Temperamentes in Aufregung. Es war nicht ein Aufbrausen, aber ein kraftvolles
Wort konnte man hin und wieder hören: „Vade retro satana, weiche Satan!“
P. Anton
liebte eine männlich kräftige Frömmigkeit, die nicht viel Wert auf zarte
Gefühle legt. Er sehnte sich nicht nach süßem Trost, sondern nach innigem
Gottfinden durch herbe Läuterung, durch hochherzige Selbstverleugnung. Seine
Sehnsucht danach war gewaltig. Sein ganzes Wesen war auf Innigkeit mit Gott
gerichtet, auf tieferes Eingehen in die Gottesnähe. Das gab seinem Seelenleben
Geschlossenheit, Kraft und Einheit.
Seine
Gottinnigkeit bestand nicht in einer Anzahl frommer Andachten oder in
tröstlichen Gebeten. Seine Seele schwang sich freien Fluges über das Irdische
empor. Einmal in der Region des reinen Glaubens, blieb sie in stetem innerem
Verkehr mit Gott. Da lebte sie über den menschlichen Geschehnissen, frei von
Form und Zwang.
Sein
Leben wurde eine fortwährende Sammlung, eine beständige Erhebung der Seele zu
Gott, seine Beschäftigung das Kennen und Vollbringen des göttlichen Willens.
Es
war nicht mehr wie am Anfang des Klosterlebens, wo er neben Betrachtung und
Offizium so und soviele Privatandachten beibehielt. Die Tiefe seiner Seele ließ
sich nicht mehr in Formeln ausdrücken, obwohl er das vorgeschriebene mündliche
Gebet immer mit größter Innigkeit, Freude und Nutzen verrichtete.“
Das
Buch: http://bit.do/antonjans
Das
E-Book: http://bit.do/antonjansebook
Pater Anton Jans:
Kartäuser und Mystiker
(Hrg. Martin
Grabmann), Neuauflage August 2015
Taschenbuch: 190
Seiten, Größe 12,7 x 1,2 x 20,3 cm
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform;
Auflage: 1 (11.
August 2015)
ISBN: 978-1516835973
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