„„O
Bonitas! Valsainte, 21. Mai 1926.
Meine
Lieben!
Eben
ist es eine Woche her, seitdem ich das Ordenskleid empfangen und das
Novizienjahr angetreten habe. Es ist ein unbeschreibliches Glück für mich, ein
Gnadengeschenk und eine Segensquelle für die ganze Familie. O Bonitas! O Güte
eines guten lieben Gottes und unserer Mutter Maria, in deren Ehrenmonat ich das
Noviziat antreten durfte! Wahrhaftig, Maria hat geholfen, ich weiß es. Ihr
schulde ich meinen Ordensberuf, mein Ordensglück, ein guter Kartäuser werden zu
dürfen und mit ihrer mütterlichen Hilfe auch werden zu können.
Nun
ist es aber bald eine Woche her, seitdem ich diesen Brief begonnen, wenn ich
heute am 26. Mai weiterfahre und glücklich endige. Zuerst die Pflicht, nicht
wahr! Aber heimzuschreiben würde für mich alsbald zur Pflicht, da ich doch
einen Bericht über meinen Verbleib Euch allen schulde. Überdies zeigt der
Kalender in nächster Nähe einige Tage, die Namen haben in Eurer Mitte. Meinen
lieben Eltern und allen Namenstagskindern recht viel Glück und Gottessegen!
Vergelte Euch der liebe Gott, liebe Eltern, alles, was Ihr für mich getan und
gesorgt habt.
Lieb
Mütterlein, Du fragst mich, wie oft Ihr etwa schreiben dürft. So oft Ihr wollt;
nur während der Advents- und Fastenzeit bekommt man keine Post, außer in
wichtigen Angelegenheiten. Ich darf drei- oder viermal nach Hause schreiben.
Diese Verordnung für Novizen finde ich sehr vernünftig und hoffe, auch Ihr
werdet befriedigt sein. Ich begreife sehr wohl unsere Ordensoberen, wenn sie es
lieber sehen, wenn Novizen keinen Besuch erhalten; das entspricht besser
unserem Leben in der Einsamkeit der Zelle, das ich so sehr lieb gewonnen habe.
Das Noviziat dauert ja nur ein Jahr, während dem man ganz besonders ein Leben
heiliger Abgeschiedenheit und Sammlung in Gott führen soll. Und übrigens bin
ich nicht so sehenswürdig oder gar schön.
Ob
ich bald einschlafe nach der Mette, fragst Du mich, lieb Mütterlein. Das ist
verschieden; aber ich habe schon gemerkt: Übung macht den Meister. Man gewöhnt
sich bald an das Einschlafen, und der liebe Gott gibt zu allem Gnade, besonders
wenn man den Beruf hat. Also keine Sorge! Ich fühle mich doch gesundheitlich
recht auf der Höhe und hoffe auch von Euch hierin das Beste.
Heute,
am 28. Mai, will ich jetzt doch anfangen ‚aufzuhören‘ mit Briefschreiben. –““
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Pater Anton Jans:
Kartäuser und Mystiker
(Hrg. Martin
Grabmann), Neuauflage August 2015
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