Donnerstag, 27. August 2015

Leseprobe (5/7) aus: Pater Anton Jans. Kartäuser und Mystiker

Aus dem Kapitel: Noviziat

„„O Bonitas! Valsainte, 21. Mai 1926.

Meine Lieben!
Eben ist es eine Woche her, seitdem ich das Ordenskleid empfangen und das Novizienjahr angetreten habe. Es ist ein unbeschreibliches Glück für mich, ein Gnadengeschenk und eine Segensquelle für die ganze Familie. O Bonitas! O Güte eines guten lieben Gottes und unserer Mutter Maria, in deren Ehrenmonat ich das Noviziat antreten durfte! Wahrhaftig, Maria hat geholfen, ich weiß es. Ihr schulde ich meinen Ordensberuf, mein Ordensglück, ein guter Kartäuser werden zu dürfen und mit ihrer mütterlichen Hilfe auch werden zu können.

Nun ist es aber bald eine Woche her, seitdem ich diesen Brief begonnen, wenn ich heute am 26. Mai weiterfahre und glücklich endige. Zuerst die Pflicht, nicht wahr! Aber heimzuschreiben würde für mich alsbald zur Pflicht, da ich doch einen Bericht über meinen Verbleib Euch allen schulde. Überdies zeigt der Kalender in nächster Nähe einige Tage, die Namen haben in Eurer Mitte. Meinen lieben Eltern und allen Namenstagskindern recht viel Glück und Gottessegen! Vergelte Euch der liebe Gott, liebe Eltern, alles, was Ihr für mich getan und gesorgt habt.

Lieb Mütterlein, Du fragst mich, wie oft Ihr etwa schreiben dürft. So oft Ihr wollt; nur während der Advents- und Fastenzeit bekommt man keine Post, außer in wichtigen Angelegenheiten. Ich darf drei- oder viermal nach Hause schreiben. Diese Verordnung für Novizen finde ich sehr vernünftig und hoffe, auch Ihr werdet befriedigt sein. Ich begreife sehr wohl unsere Ordensoberen, wenn sie es lieber sehen, wenn Novizen keinen Besuch erhalten; das entspricht besser unserem Leben in der Einsamkeit der Zelle, das ich so sehr lieb gewonnen habe. Das Noviziat dauert ja nur ein Jahr, während dem man ganz besonders ein Leben heiliger Abgeschiedenheit und Sammlung in Gott führen soll. Und übrigens bin ich nicht so sehenswürdig oder gar schön.

Ob ich bald einschlafe nach der Mette, fragst Du mich, lieb Mütterlein. Das ist verschieden; aber ich habe schon gemerkt: Übung macht den Meister. Man gewöhnt sich bald an das Einschlafen, und der liebe Gott gibt zu allem Gnade, besonders wenn man den Beruf hat. Also keine Sorge! Ich fühle mich doch gesundheitlich recht auf der Höhe und hoffe auch von Euch hierin das Beste.
Heute, am 28. Mai, will ich jetzt doch anfangen ‚aufzuhören‘ mit Briefschreiben. –““


Pater Anton Jans: Kartäuser und Mystiker
(Hrg. Martin Grabmann), Neuauflage August 2015
Taschenbuch: 190 Seiten, Größe 12,7 x 1,2 x 20,3 cm
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform;
Auflage: 1 (11. August 2015)
ISBN: 978-1516835973
Euro: 15,95; (Kindle Edition  Euro: 6,90)


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