Warum
liegt in der Unvollkommenheit keine ausdrückliche Beleidigung der Majestät
Gottes? Warum hat seine Güte, die sich nach meiner Schwäche richtet, meiner
armen, herabgekommenen Natur nicht Lasten auflegen wollen, die zu tragen ihre
schwachen Kräften zu wenig entsprechen? Oder ist mein Wille bei dieser
Abschwenkung nicht genug einverstanden? Oder berührt vielleicht die Unordnung
bei dieser Stufe noch nicht so sehr das Wesen der Handlung selbst, um sie daran
zu hindern, sich doch noch auf eine gewisse, wenn auch unvollkommene Art, auf
Gott zu beziehen?
Ich
weiß es nicht.
Tatsache
ist, dass an sich Schlechtes einfache Unvollkommenheit wird, wenn Erkenntnis
oder Wille fehlen.
Anderseits
sieht man zum Beispiel Heilige, die Gott manchmal bei einer kleinen Untreue,
die im Fall einer gewöhnlichen Seele eine einfache Unvollkommenheit wäre, so
straft, als ob sie wirkliche Sünden begangen hätten. Sind sie bei den Heiligen
wirkliche Sünden? Ich weiß es nicht. Aber die Tatsache, dass Gott sie so streng
straft, ist sehr bezeichnend.
(Dom François de Sales Polien, IL, 20150807)
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