Dienstag, 2. August 2011

Papst an die Kartäuser - 900 Jahre, 10

Dies ist spürbarer Ausdruck des Angebotes, ein ganzes Leben lang in Gemeinschaft mit dem Leben Christi zu leben. Es ist das Leben in Klausur, welches die Unsicherheit des Daseins begreifen lässt und einlädt, ganz auf Gott zu bauen. Es stillt den Durst nach Gnade, die gewährt wird in der Betrachtung des Gotteswortes. Es ist der »Ort der geistlichen Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern, wo die Raum- und Kontaktbeschränkung zum Vorteil der Verinnerlichung der evangelischen Räte gereicht« (ebd., 59). Die Suche nach Gott in der Kontemplation ist in der Tat nicht von der Liebe zu den Brüdern zu trennen, denn diese Liebe lässt uns das Antlitz Christi im Ärmsten unter den Menschen erkennen. Die Betrachtung Christi, die als brüderliche Liebe gelebt wird, bleibt der sicherste Weg der Fruchtbarkeit eines jeden Lebens. Der hl. Johannes wird nicht müde, daran zu erinnern: »Liebe Brüder, wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott« (1 Joh 4,7). Der hl. Bruno hat das sehr wohl verstanden, denn er hat diese Priorität, die er zeitlebens Gott hat zukommen lassen, von der tiefgründigen Menschlichkeit getrennt, deren Zeuge er vor seinen Brüdern war.

Papst Johannes Paul II. in der Kartause San Bruno am 5. Oktober 1984

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