170.
Diese empfängt der Glaube, gebiert die Hoffnung, formt und belebt die göttliche
Liebe (caritas). die der Heilige Geist ist. Denn die Liebe Gottes, oder die
Liebe, die Gott ist, der Heilige Geist, ergießt sich in die Liebe des Menschen
und in seinen Geist und macht ihn sich zu eigen. Indem Gott sich selbst im
Menschen liebt, vereinigt er ihn mit sich, sowohl seinen Geist, als auch seine
Liebe. So wie nämlich der Körper nur von seinem Geist das Leben empfängt, so
lebt auch die Zuneigung des Menschen, die Liebe genannt wird, nicht, das heißt:
sie liebt Gott nicht, außer diese Liebe ist vom Heiligen Geist.
Dienstag, 31. Juli 2012
Montag, 30. Juli 2012
Goldener Brief 169
5. Kapitel:
Anleitung zum Gebet
169.
Im folgenden muss der sinnenverhaftete Anfänger, der junge Soldat Christi,
belehrt werden, wie er sich Gott nähern kann, damit sich ihm Gott nähert. So
mahnt nämlich der Prophet: "Nähert euch Gott, dann wird er selbst sich
euch nähern" (Jak 4,8). Denn der Mensch muss nicht nur geschaffen und
geformt werden, sondern auch belebt. Zuerst hat Gott nämlich den Menschen
geformt, dann hauchte er in sein Angesicht den Atem des Lebens, und so wurde
der Mensch zum lebenden Wesen (Gen 2,7). Die Formung des Menschen ist die
moralische Erziehung, sein Leben aber ist die Liebe Gottes.
Sonntag, 29. Juli 2012
Goldener Brief 168
168.
So beschwöre ich euch, Brüder, entschuldigen wir uns nicht, sondern klagen wir
uns an und bekennen wir! Wenn wir bei den Menschen "den Schatten eines
großen Namens" (Lukan, De bello civili I 135) und den Anschein einer
gewissenpersönlichen Vollkommenheit erlangt haben, dann wollen wir vor Gott die
Armut unseres Gewissenserkennen und niemals von der Wahrheit abweichen. Und die
Wahrheit wird uns befreien (Joh 8,32).
Samstag, 28. Juli 2012
Goldener Brief 167
167.
Eines freilich wäre notwendig (Lk 10,42). Wir aber, die wir weder auf das Eine
ausgerichtet sind, noch uns im Vielen abmühen, zu welchem Stand werden wir
gerechnet werden? Hoffentlich zu dem,
von dem der Apostel sagt:"Dem, der keine Werke tut, sondern an den glaubt,
der den Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet
nach dem Ratschluss der Gnade Gottes" (Röm 4,5 Vg). Würden wir doch wie
jene Sünderin beurteilt werden, der viel vergeben wurde, weil sie viel geliebt
hat (Lk 7,47)! Und glücklich die Seele, die nach diesem Urteil beim Herrn
verdient hat, gerechtfertigt zu werden nach der Beurteilung derer, die den
Namen des Herrn lieben (Ps 118, 132), so dass diese Seele jede Gerechtigkeit,
die von Werken kommt, und jedes Vertrauen auf Verdienste aufgibt und in dem
allein gerechtfertigt wird, dass sie viel geliebt hat. Denn in der Liebe zu
dir, 0 Gott, ist für das liebende Gewissen deine Liebe selbst ein großer Lohn
(Sir 12,2), dann aber das ewige Leben.
Freitag, 27. Juli 2012
Goldener Brief 166
166.
Lasst uns also anbeten und niederfallen und weinen vor dir, der du uns
geschaffen hast (Ps 94,6), der du uns infolge unserer offenkundigen Sünde in
deinem verborgenen Gericht dazu geschaffen hast, dass wir vielleicht nicht
können, weil wir es nicht wirklich wollen, oder dass wir, weil wir nicht wollten,
als wir konnten, dann nicht können, wenn wir wollen. Lasst uns wenigstens nach
der Strafe Adams unser Brot essen, wenn wir es schon nicht im Schweiße unseres
Angesichts (Gen 2,17-19) können, so doch im Schmerz unseres Herzens, in den
Tränen des Schmerzes, wenn schon nicht im Schweiße der Arbeit. Diesen großen
Verlust unserer Berufung möge die Liebe und die Hingabe eines gedemütigten Gewissens
ersetzen. Unsere Tränen mögen unser Brot sein bei Tag und bei Nacht, solange
man unserer Seele sagt: "Wo ist dein Gott?" (Ps 41,4) Das heißt:
Solange unsere Seele auf der Pilgerfahrt fern vom Herrn, ihrem Gott, ist, fern vom
Lichte seines Angesichtes.
Donnerstag, 26. Juli 2012
Goldener Brief 165
165.
Verzeih, Herr, verzeih! Wir entschuldigen, wir suchen Ausflüchte, aber niemand
kann sich vor dem Licht deiner Wahrheit verbergen (Ps 18,7). Wie es die
erleuchtet, die sich ihm zuwenden, so trifft es auch die, die sich abwenden.
Nicht ist verborgen vor dir unser Gebein, das du geformt hast, verborgen vor
den Menschen (Ps 138,15). Wir aber verbergen es vor uns selber. Denn kaum einer
möchte in dem, was dich betrifft, erfahren, was er kann. Er kann es aber sehr
leicht, sobald ihn, was das Fleisch oder die Welt betrifft, entweder die Furcht
bedrängt oder die Begierde zieht. Aber wenn wir auch unwissende Menschen
täuschen, so gestatte nicht, dass wir uns selbst täuschen, indem wir gleichsam
dich täuschen wollen. Wir arbeiten nicht, weil wir entweder nicht können oder
weil es uns scheint, dass wir nicht können, oder weil wir infolge der
Gewohnheit des Nichtstuns und des Vergnügens uns zur Arbeit unfähig gemacht
haben.
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