Einführende
Gedanken zu:
Pater
Gerhard Eberts
Das
Leben ist kurz – man muß es nützen!
Besuch
in Marienau, dem einzigen Kartäuserkloster Deutschlands
Mainzer
Kirchenzeitung „Glaube und Leben“, 5. Mai 1974
Der
nachstehende Bericht der Mainzer Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ vom 5. Mai
1974, hat es zumindest erreicht, dass sich ein einziger Leser so stark
angesprochen fühlte, dass er sein bisheriges Leben in Frage stellte. Der
ehemalige Diözesanpriester verließ sein Bistum und trat in Marienau ein. Er
wurde und blieb Kartäuser.
„Gott
schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“, sagt ein Sprichwort. Nicht wörtlicher
könnte es zu diesem Bericht passen, den der zwischenzeitlich mächtige Mann der
Kirchenpresse zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn ablieferte. Was bewegt
einen noch jungen, aufstrebenden Journalisten, über eine Lebensweise zu
berichten, über die es eigentlich kaum etwas zu erzählen gibt? Es ist wohl der
legitime Wunsch dabei, etwas außergewöhnliches entdecken zu wollen oder etwas
so zu sehen, wie andere es bisher noch nicht gesehen haben. Vielleicht will er
aber auch nur dem Gegenüber, hier dem Pater Prior, etwas entlocken, das noch
unbekannt war. Aber immer wieder werden alle möglichen Klischees bedient. Und
manchmal wird mit der Sprache der frühen siebziger Jahre das Traditionelle und
Fromme, das Katholische, ins lächerliche gezogen oder mit scheinbar modernen Begriffen
und Inhalten bewertet (Eucharistiefeier, Meditation), die dem Anliegen nicht
gerecht werden können. Hier etwa auch die Fragestellung, ob man für etwas beten
könne, das man nicht kenne; solches gewann in jenen Jahren immer mehr
Verständnis in einer kirchenkritischen Leserschaft, die es mehr und mehr auch
unter Glaubenstreuen gab. Fürbittendes Gebet etwa, Verzicht, Busse,
Stellvertretung – Begriffe, die sich in jener Zeit aufzulösen schienen, auch
und gerade in der katholischen Kirche in Deutschland, ja sogar in den
Ordensgemeinschaften. So ist es kein Wunder, wenn neben der kurzen Beschreibung
des Kartäuserlebens das nichtssagende und allgemeingültige Resümee gezogen
wird: das Leben ist kurz-man muss es nützen.
Gerhard
Eberts, der Gemeinschaft der Missionare von der Heiligen Familie (MSF)
angehörig, war damals, nach seiner journalistischen Ausbildung, Chef der
Ordens-Zeitschrift „Sendbote“. Einen Namen machte er sich bereits 1971 mit
seinem Buch über Sex und Moral. Er war Mitarbeiter bei Weltbild und
Chefredakteur beim Ulrichblatt in Augsburg (hier war er Gegenspieler des damaligen
Bischofs Stimpfle und schaffte es damit, vom Spiegel belobigt zu werden). Eberts
war Herausgeber vieler Bücher (z.B. „Das Konzil und was daraus wurde“) und er
war zehn Jahre Dozent und Leiter des ifp (Institut zur Förderung
publizistischen Nachwuchses). Gott sei Dank: Gott schreibt auch auf krummen
Zeilen gerade.
Foto aus dem Zeitungsbericht |
Bildtitel:
Chorgebet der Kartäuser von Marienau im Allgäu
Chorgebet der Kartäuser von Marienau im Allgäu
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