Sonntag, 16. September 2012

Über die Kartause Marianau 1974 (4 von 5)



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Mit welchem Ziel wird gebetet? Natürlich mit dem Wunsch, Sühne zu leisten, sagt der Prior. Außerdem mit der Absicht, stellvertretend für andere zu beten. Viele Leute hätten keine Zeit mehr zum Beten. Kann man für die Anliegen von Menschen beten, deren Probleme man kaum kennt? Es gebe kein Radio und kein Fernsehen, räumt der Prior ein. Die Tageszeitung bekommt nur der Prior und sein Stellvertreter. Dle andern kennen viele Probleme nicht, das sicher. Aber sie wissen, daß vielen Menschen der Glaube schwerfällt. Sie wissen um die Not der Priester, denen es schwer wird, in eine säkularisierte Welt eine geistige Komponente hineinzubringen. Um das beten sie. Aber nicht Sühne und Fürbitte sind ausschlaggebend für das Gebet. In erster Linie wollen sie anbeten.

Gegenüber dieser Gewißheit, daß Gott lebt und daß „wir ihm Anbetung und Danken schulden", relativiert sich, das Leben des Kartäusers. Schweigen, Fasten und Nachtwachen sind für den Außenstehenden spektakulär. Für den Mönch sind sie Hilfsmittel; die sein Lebensziel verdeutlichen. Wir sind kein Bußorden, auch wenn die Leute das sagen, meint der Prior. Wie soll man ihn verstehen, wenn er gleichzeitig von der Fastenzeit berichtet, die von September bls Ostern reicht und während der nur eine warme Mahlzeit gestattet ist? Wir gehen nicht darauf aus, möglichst viel Buße zu tun, versucht der Prior zu erklären. Was man tut, muß man gut tun. Das ist Buße genug, weil man sieht, daß man immer wieder von vorn anfangen muß.

Pater Gerhard Eberts
Mainzer Kirchenzeitung „Glaube und Leben“, 5. Mai 1974

Foto aus dem Zeitungsbericht
 Bildtitel
Das tägliche Beten wird genährt durch 
die geistlichen Lesungen und dasStudium. 
Hier ein Mönch beim Studium in seiner Zelle.
 

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