Fern von der
Zivilisation leben sie wie eine unbemerkte Zelle im Gedärm von Hektik, Streß
und Konsumallerlei. Kaum bekannt und am äußersten Rand der Gesellschaft führen
die Kartäuser ein unscheinbares Leben in Stille und Zurückgezogenheit. Bei ihnen
ist Schweigen mehr als Reden.
Gegründet wurde
dieser Orden im 11. Jahrhundert von Bruno von Köln. Er suchte mit
Gleichgesinnten die völlige Abkehr von der Welt, um allein Gott zugewandt zu
sein. Dieses Bedürfnis führte ihn in die karge und verlassene Welt des
Chartreuse-Massivs nur etwa 30 km entfernt von Grenoble in Frankreich.
Jede harte
Entbehrung, Trennung und Entsagung schien der Sehnsucht nach Gottesnähe zu entsprechen.
Das Extremste war gerade gut genug. Die harten Regeln, manchmal scheinen sie ans
Unmenschliche zu grenzen, haben bis in unser Jahrhundert hinein Begeisterte
gefunden. So besteht heute noch die Kartause "Marienau" mit beinahe
40 Patres und Brüdern, das einzige Kartäuserkloster
in Deutschland. Jeder Pater lebt in einer kleinen Wohneinheit. die aus vier
einfachst ausgestatteten Räumen besteht: Schlafraum, Werkstatt, Holzlager und
einem Gebetsräumchen. Diese Räume wird er sehr selten verlassen, werktags nur
dreimal, um sich mit den Mitbrüdern in der Kirche zum gemeinsamen Gebet zu
versammeln. Gegessen wird allein in der Zelle, nur am Sonntag gibt es ein
gemeinsames Mittagessen im Refektorium.
Ein vierstündiger
wöchentlicher Spaziergang in der Gemeinschaft ist die letzte Möglichkeit andere
zu treffen. Den größten Teil seines Lebens verbringt ein Kartäusermönch
zurückgezogen in seiner Zelle; in der Einkehr und im Gebet sucht er Gott mit beeindruckender
Konsequenz. Nur die Brüder arbeiten tagsüber im Kloster in den verschiedenen wirtschaftlichen
Bereichen. Aber auch dort ist Schweigen ebenso Gebot wie in der Zelle.
An diesem Ort der
Unbedeutsamkeit ist nicht nur das Leben an extreme Formen angepaßt, auch der
Umgang mit dem Tod wird in einer für uns weit entfernten natürlichen
Einfachheit erlebt. Leben und Tod sind zwei reale, selbstverständliche
Komponenten, die zusammengehören wie die Vorderseite und Rückseiteeines
Blattes.
(Matthias
Raidt:
Als
ob es dich nie gegeben hätte
Bei
einer Beerdigung in Marienau,
der
letzten Kartause Deutschlands
Aachener
Kirchenzeitung Nr. 48, 1995)
Foto aus dem Zeitungsberich |
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