227.
Aber kehren wir zum Lob der Tugend zurück: Was ist Tugend? Sie ist eine Tochter
der Vernunft, aber noch mehr der Gnade. Denn sie ist eine Kraft, die aus der
Natur kommt. Dass diese aber Tugend ist, hat sie von der Gnade. Sie ist eine
Kraft, die vom Urteil der zustimmenden Vernunft kommt. Tugend aber ist sie aus
dem Streben des erleuchteten Willens. Denn die Tugend ist eine freiwillige Zustimmung
zum Guten. Tugend ist eine gewisse Gleichförmigkeit des Lebens, das in allem
mit der Vernunft übereinstimmt. Tugend ist der Gebrauch des freien Willens nach
dem Urteil der Vernunft. Die Demut ist eine Tugend, ebenso die Geduld. Tugenden
sind Gehorsam, Klugheit, Mäßigung, Tapferkeit, Gerechtigkeit und viele andere.
Bei all diesen ist die Tugend, wie gesagt, nichts anderes als der Gebrauch des
freien Willens nach dem Urteil des Verstandes.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen