Mittwoch, 21. Januar 2015

Der Materialismus in der Frömmigkeit

IL010-VW10

Man fragt sich kaum, welch tiefen inneren Bedürfnissen die Übungen entsprechen, die das Gesetz auferlegt, oder die durch die Gewohnheit vorgegeben sind! Die tiefen Bedürfnisse sind einem nicht mehr bekannt. Man hat das besondere Bedürfnis, nach außen hin tätig zu sein, der Oberfläche Beachtung beizumessen. Und da man das im Gesetz nicht findet, will man es mit gekünstelten religiösen Übungen erreichen, die die Gemüter zu rühren vermögen. 

Bezüglich der Erfüllung der von der Pflicht auferlegten Angelegenheiten begnügt man sich während jener Zeit damit, das Äußere zu überwachen. Das kostet in Wahrheit weniger Mühe. „Der Geist bleibt bei den Anfangsgründen, beim bloßen Wort, in Wirklichkeit tritt er nicht in den Bereich der Gedanken ein. Aus Mangel an Frömmigkeit kommt der Geist weder vom Wort zum Gedanken, noch vom Gedanken zur Seele und noch weniger von der Seele zu Gott." Und so macht eine Seele, deren Treue in den äußeren Übungen wenig zu wünschen übrig lässt, keinen Fortschritt, weil sie nicht in das Innere vordringt, wo sie das Leben schöpfen würde. Sie ist wie ein Automat, dessen Bewegungen alle geregelt sind, die aber immer dieselben bleiben. 

Das ist der Materialismus in der Frömmigkeit.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150121)


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