Wenn
man an der Oberfläche der Seele lebt, lebt man auch an der Oberfläche aller
Dinge. Denn der Mensch, der nicht mehr in seine Seele Eindringen kann, kann
nicht mehr in die Tiefe irgendeiner Sache dringen. Das Äußere nimmt ihn ein,
das Detail wird das Wichtigste.
So
verhält es sich auch mit den Pflichten und Beschäftigungen: man sieht mehr den
Buchstaben als den Geist, mehr die Schale als den Kern, den Leib mehr als die
Seele. Man weiß, dass diese und jene Einzelheiten vorgeschrieben sind, jene
anderen verboten. Man sieht nicht die innere Seite, das Warum, die Absicht der
Vorschrift, den Geist des Gesetzes. So ist man bloß äußerlich und mechanisch
treu und beobachtet nur materiell den Buchstaben, den man sieht und der tötet,
ohne sich den Geist anzueignen, der lebendig macht und den man nicht sieht (2
Kor 8.6).
(Dom François de Sales Polien, IL, 20150120)
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