Bei
der Frömmigkeit, wie übrigens bei allen Dingen, ist das Äußere der kleine
Aspekt. Sobald ich daraus das Wichtigste mache, verkümmert alles in mir, alles
wird kleinlich, mein geistiger Horizont verengt sich, ich werde der Sklave
kleiner Nebensächlichkeiten, die mir keine freie Entwicklung erlauben. Ich
glaube, dass etwas Untreue in den äußeren Dingen die Frömmigkeit tötet. Bei
meiner stimmt das leider, sie ist ganz äußerlich. Wenn ich meinen kleinen
Übungen treu bleibe, sperre ich mich in sie wie in ein Gefängnis ein. Wenn ich
sie vernachlässige, bleibt mir dann gar nichts mehr.
Das
ist eine tägliche Erfahrung. Und darum sieht man die armen Seelen unaufhörlich
beschäftigt hin und her laufen, bald nehmen sie ihre Übungen wieder auf, dann
lassen sie diese allmählich und kommen wieder darauf zurück, um sie noch einmal
aufzugeben.
Daher
gibt es nur Stückwerk und Teile, oder man schleppt sich in der Frömmigkeit
durch eine Menge Kleinigkeiten, die nicht zusammenhängen und keine Tragweite
haben. Es gibt keine Einheit in der Seele, ihre Kräfte zerbrechen bei einer
Menge von Übungen, für die es keinen gemeinsamen Mittelpunkt, kein höheres Ziel
gibt. Nichts ist beklagenswerter, als wenn die Ideen nicht miteinander
zusammenhängen, für den Willen kein festes Ziel gegeben und in den Handlungen
kein fester Zusammenhang vorhanden ist.
Die Frömmigkeit ist kein lebender Körper mehr, sie ist eine Reihe tastender, zögernder Versuche. Man hat den Eindruck, es fehlt der Kompass, so wenig hängen die Bewegungen des Schiffes zusammen. Er fehlt tatsächlich; in diesem Leib fehlt die Seele. Man hat den einzelnen Buchstaben, der tötet, man hat nicht den Geist, der lebendig macht. Die Zersplitterung, die Teilung, der Individualismus ist das revolutionäre Übel in der Frömmigkeit.
Die Frömmigkeit ist kein lebender Körper mehr, sie ist eine Reihe tastender, zögernder Versuche. Man hat den Eindruck, es fehlt der Kompass, so wenig hängen die Bewegungen des Schiffes zusammen. Er fehlt tatsächlich; in diesem Leib fehlt die Seele. Man hat den einzelnen Buchstaben, der tötet, man hat nicht den Geist, der lebendig macht. Die Zersplitterung, die Teilung, der Individualismus ist das revolutionäre Übel in der Frömmigkeit.
(Dom François de Sales Polien, IL, 20150123)
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