Montag, 31. Oktober 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 15

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

DIE KARTÄUSERBRÜDER, 4

Ein Bruder ist Normalerweise, fünf bis fünfeinhalb Stunden bei der Arbeit. Für die Brüder, die noch in der Ausbildung sind, ist die Arbeitszeit ein wenig kürzer, damit sie etwas mehr Zeit für die Studien haben.

Die Arbeit ist notwendig, aber sie ist auch ein Mittel zur Vervollkommnung. Inmitten der Arbeit kann man den Geist des Gebets und der Einsamkeit bewahren. Dazu sagen die Statuten des Ordens, man solle während der Arbeit zu kurzen Stoßgebeten Zuflucht nehmen; und man kann die Arbeit auch für einen Augenblick unterbrechen um zu beten.

Es gibt auch Arbeiten die nicht erlaubt sind. Nämlich alle, die nicht dem monastischen Leben entsprechen. Das sind z. B. Tätigkeiten, die ein Verlassen des Klosters erfordern würden. Und es ist angeraten, nicht zusammen mit Arbeitern von auswärts zu arbeiten, es sei denn, es besteht die Notwendigkeit dazu.


Die Arbeiten sind so zu organisieren, dass jeder allein in seiner „Obedienz“ (so nennt man den Arbeitsplatz der einem jeden anvertraut ist) arbeiten kann. Denn das Schweigen bei der Arbeit ist sehr wichtig. Die Statuten sagen: „Die Geistessammlung wird den Bruder bei der Arbeit zur Beschauung führen.“ Bei ihrer Arbeit erfreuen sich die Brüder der Freiheit ihres Geistes und seiner Eingebungen. Man merkt, dass der Geschmack den sie an der Arbeit finden und das Interesse, welches sie dafür hegen, aus den Kartäuserbrüdern oft exzellente Spezialisten machen. 

Marienau, Skizze der Zelle eines Bruders, Foto ©PRIVAT

Sonntag, 30. Oktober 2011

Kartause Aula Dei

Abschied nach 500 Jahren

Die Freude Kartäuser zu sein, 14

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

DIE KARTÄUSERBRÜDER, 3

Die Ausbildung der Brüder ist solide. Der Orden schreibt für sie vor, was wir heute die permanente Ausbildung nennen. Das bedeutet, dass sie sich während der ersten sieben Jahre, unter der Leitung des Novizenmeisters, jeden Tag eine gewisse Zeit dem Studium der Hl. Schrift, der Theologie, der Liturgie und der Spiritualität usw., widmen. Diese Studien werden den intellektuellen Fähigkeiten eines jedes Bruders angepasst. Danach können sie während ihres ganzen Lebens weiterstudieren.

An jeden Sonntag hören sie einen Vortrag über eines der dieser Themen: unsere Statuten, die dogmatische Theologie, die Moral, die asketische Theologie. Die Bibliothek des Hauses steht allen Mitgliedern der Gemeinschaft zur Verfügung, also auch für die Brüdermönche. Die Regale über Spiritualität und die Heiligenleben sind die meistbesuchten.

   
Bruder bei der Gartenarbeit, Foto ©PRIVAT

Samstag, 29. Oktober 2011

Die Eremitage von St. Bruno, 2


Im Jahre 2006 konnte das 30 jährige Bestehen der Eremitage St. Bruno begangen werden. In diesen Jahren gab es immer wieder Interessenten und auch Suchende, die einige Zeit mit lebten. Auf welchen Boden ist die Saat gefallen?

Ein Blick auf einige Eremiten.
Manche von ihnen schrieben damals einige Gedanken auf (kursiv).

Bruder Angelus, Pater Ange Helly (+) siehe: 


Bruder Bernard (+)

Ich verstand, dass Jesus mich liebt und ich wollte lieben, also ging ich in die Kartause, um mit ihm allein zu leben. In meiner Zelle versuche ich zu hören und -  ich rede mit ihm. Wir müssen in unserem Leben ganz still werden, wenn wir die Stimme Gottes hören wollen.

Bernard ward geboren am 19. August 1930 in Paris. Er hatte noch zehn Geschwister. Die Kriegsjahre waren für die Familie sehr schwierig. Er selber trug ständige Probleme mit seiner Gesundheit davon. Es wird sein Leben lang kränklich sein und muss sich mehreren Operationen am Magen und dem Verdauungstrakt unterziehen. Desweiteren muss er Herzoperationen über sich ergehen lassen und schließlich dreimal in der Woche an der Dialyse angeschlossen werden.  Aber Bernard war auch ausgestattet mit einer außergewöhnlicher Energie und einem großen Glauben, der ihm viele Hindernisse zu überwinden halfen.

Er wird Priester, fühlt sich jedoch zum kontemplativen Leben hingezogen. So tritt er in die Trappisten-Abtei Bricquebec ein.  Bald merkt er, dass er zu einem einsameren Leben berufen ist. Darum schließt er sich 1958, im Alter von 28 Jahren, der Kartause von Montrieux an. Hier ist Pater Ange Helly sein Prior. Als dieser 1975 die Eremitage gründete, waren er und Bruder  Bruno, die ersten Mitglieder dieser Gemeinschaft. 

In der Eremitage war Bernard für die Küche und alles Materielle, was die Gemeinschaft  zum Aufbau und zum Leben brauchte, verantwortlich. Dies alles unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen und seinen erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen. Sein Leben war eine totale und heroische Hingabe  an den Herrn und seine Brüder. Er besaß ein liebendes Herz, das ihn sehr empfänglich machte für besondere Liebesdienste, die er auf seinem Aufgabengebiet auch umzusetzen versuchte. So gab es keinen Geburtstag oder keinen Festtag, ohne dass das Menü mit einer kleinen Zugabe ausgestattet war.

In seiner Zelle pflegte er zu studieren um sein Glaubensleben zu vertiefen. Bernard lebte in großer Christusverbundenheit. Er war ein Mönch und ein Mann der Pflicht; loyal gegenüber seinen Verpflichtungen des monastischen Lebens. Er hat nichts dem liturgischen Gebet, dem Gotteslob, vorgezogen. Er übte die geistliche Lesung, das innere Gebet und die Meditation. Sein Leben war immer ein Gebet in der einen oder anderen Form.

Er hat die Schwierigkeiten seiner Krankheiten angenommen. Sein Leben endete in einem langen 18 Monate dauernden Aufenthalt in einem Pflegeheim und schließlich in einem Krankenhaus. Seine heroische Hingabe ging oft über seine Grenzen hinaus, er orientierte sich am Beispiel seines Lehrers und Freundes, des Herrn Jesus. Bruder Bernard verstarb am 28. Februar2010.  Er war bereit für die Begegnung mit ihm, den sein Herz suchte und einem  leidenschaftlichen Leben.


Bruder Bruno

In den schottischen Highlands  wurde ich vor vielen Jahren „durch das Licht getroffen“. Ja, ich habe viel erlebt, viel gelitten. Doch dieses polarisierte Licht in meinem Leben ... war noch da, sehr lebendig.  Es strahlte durch die Risse, die Vertiefungen die Verletzungen meines Lebens. Stück für Stück … in der Stille, der Sanftmut, seiner überwältigende Präsenz, erfuhr ich die Barmherzigkeit des Herrn. Nein, wirklich, ich habe nichts bereut: der Herr, der Herr hat mich in meiner Armut nicht verraten.


Bruder Jean-Michel, der jüngste der Gemeinschaft.

Ich bin seit 15 Jahren hier, nachdem ich 13 Jahre im Zisterzienserkloster Lerins lebte.  Um zu beschreiben, was ich hier zu leben versuche, würde ich zwei Dinge sagen: Im Evangelium sehen wir, wie Jesus sich zurückzog an verlassene Orte, um zu seinem Vater zu beten. Jesus ist nicht allein mit seinem Vater, denn er trägt mit sich die ganze Menschheit mit allen ihren Hoffnungen, Ängsten und Nöten. Ich versuche zu leben, wie Jesus, in der Nähe des Vaters, ihn anbetend mit Jesus. Ich präsentiere mit Jesus dem Vater alle meine Brüder und Schwestern der gesamten Menschheit. Während der Feier der Eucharistie heißt es: "zur Ehre Gottes und zum Heil der ganzen Welt“.  Dieses  Wort drückt den tiefen Sinn meines Lebens in der Einsiedelei aus. Ich erkenne meine großer Armut und Unfähigkeit. Im Inneren weiß ich, es ist diese Armut, in der ich die Liebe und Barmherzigkeit Gottes anzunehmen vermag und damit einen Weg gehen kann, in der Gemeinschaft mit Gott und mit all meinen Brüdern und Schwestern.

Die Freude Kartäuser zu sein, 13

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

DIE KARTÄUSERBRÜDER, 2

Die Vorbereitung des Kartäusers auf das Leben als Brudermönch ist ein langer Weg. Das Postulat ist von variabler Dauer, welche zum Großteil von der geistlichen Vorbildung abhängt. Wenn eine echte Berufung des Postulanten vorhanden ist, gibt die Gemeinschaft ein vorläufiges Votum ab, um ihn zum Noviziat für „Konversen“ (Brudermönche) zuzulassen. Dieses Noviziat dauert zwei Jahre.

Magister, Novizenmeister, der Kartäuserbrüder ist traditionell der Prokurator. Jedoch kommt es immer häufiger vor, dass Pater Magister der Patres ebenfalls Pater Magister der Brüder ist. Der Novizenmeister leitet ihre Ausbildung und hilft ihnen dabei, die Schwierigkeiten, denen sie auf ihrem Weg begegnen zu überwinden.

Nach dem Noviziat verpflichtet sich ein Bruder für drei Jahre durch seine erste Profess. Von nun an ist er als Bruder offiziell Mitglied des Ordens. Am Ende dieser drei Jahre, erneuert der Konverse seine zeitlichen Gelübde für weitere zwei Jahre. Während dieser Zeit bleibt er weiterhin unter der Obhut des Novizenmeisters.

Auf diese Weise haben die Kartäuserbrüder sieben Jahre der Ausbildung. Am Ende des siebten Ausbildungsjahrs, wenn alles gut verlaufen ist, kommt der lang ersehnte Moment: die endgültige Weihe an Gott durch die feierlichen Gelübde. Während der Konventmesse liest der Bruder seine Professformel vor. Dann legt er sie unterschrieben auf den Altar, zum Zeichen seiner völligen Hingabe an den Herrn. 

Marienau, Bruder schiebt den Essenswagen im Großen Kreuzgang

Freitag, 28. Oktober 2011

Die Eremitage von St. Bruno, 1

Ende 1975 kamen vier Kartäuser an. Sie wollten eine Einsiedelei errichten. Durch den Bischof ermuntert, vom Pfarrer und dem Bürgermeister wohlwollend aufgenommen, fand sich bald in einem Wald ein geeigneter Flecken. Einige Wohltäter verhalfen zum Erwerb von Gartenhaus-ähnlichen Hütten. Bereits im Mai 1976 waren die Arbeiten soweit fortgeschritten, dass die Einweihung der Einsiedelei am 21. des  Monats erfolgen konnte.

Die vier Mönche unterstanden von nun an dem Bischof und waren keine Kartäuser mehr. Dennoch: es ging ihnen um ein Leben “zurück zu den Ursprüngen der Kartäuser“, dessen, was der heilige Bruno wollte und was sie aus dem, was das II. Vatikanische Konzil schrieb, heraus lasen. 

Jeder Einsiedler hatte für sich eine kleine Hütte, weit genug von der nächsten der anderen Brüder entfernt. Eine Hütte diente als Kapelle, eine weitere als Versammlungsraum und Küche. In der Kapelle trafen sie sich am Morgen zu den Laudes und zur hl. Messe bzw. am Abend zur Vesper. In der übrigen Zeit blieben die Mönche in ihren Zellen. Das Essen wurde durch einen Bruder an die anderen verteilt. Nur am Sonntag traf man sich zum gemeinsamen Essen und zu einem Gespräch.



Jeder Einsiedler versuchte in Gemeinschaft mit Jesus Christus, in einer Haltung des Glaubens und der Liebe, sowie in großer Hoffnung, das ewige Leben zu gewinnen. Ihr Alltag bestand aus Arbeit, Lesung, Gebet und Meditation. Ein hartes Leben, in freiwilliger Armut und Einsamkeit.

Die Freude Kartäuser zu sein, 12

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

3. DIE KARTÄUSERBRÜDER, 1

Als sich der Hl. Bruno in die Einsamkeit der Chartreuse zurückgezogen hatte, waren auch zwei seiner Gefährten Laien, André und Guerin. Somit waren sie die ersten Brüdermönche des Ordens. Es hat immer Brüder in der Kartause gegeben. Mit geringfügigen Varianten ist die Zahl der Brüder im Orden über die Jahrhunderte stabil geblieben. Derzeit zählt man sieben oder acht Brüder auf zehn Patres.

Für die Zellenmönche ist die Tatsache, dass sie in der Zelle leben, etwas Heiliges. Aber dieses Leben in der Zelle hindert sie, sich den materiellen Aufgaben des Klosters zu widmen, welche normalerweise außerhalb der Zelle stattfinden.  Es sind nun die Brüder, die sie diesen Arbeiten widmen. Das hindert sie jedoch keineswegs daran, an derselben Einsiedlerberufung wie die Patres teilzuhaben, jedoch verwirklichen sie es in einer etwas anderen Form.

Die Kartäuserbrüder haben von den Ursprüngen an bis heute in einer beeindruckenden Beständigkeit gelebt und ein sehr hohes geistliches Niveau erreicht. Sie nehmen in der Kartause einen perfekt definierten Platz ein. Dieser wird garantiert durch die Statuten, die Nähe des Priors und des Prokurators (so nennt man den Ökonom des Hauses) als geistliche Väter, aber vor allem auch durch die äußeren Bedingungen eines Kartäuserklosters, der Stille und der Einsamkeit, in welchem Patres und Brüder, wenn auch auf verschiedene Weise, leben. 

Marienau, Brüderkapelle

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 11

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

D. Die feierliche Profess

Nun sind sieben harte und schöne Jahre der Prüfung vergangen. Endlich ist der lang ersehnte Tag der endgültigen Konsekration gekommen.

Zusammen mit der Priesterweihe bildet dieses Ereignis den Höhepunkt im Leben eines Kartäusers. Er gelobt,  immer, einzig zum Lobe Gottes zu leben. Die feierliche Profess ist die Frucht einer langen Reihe von Gnaden, auf welche der Professe großzügig geantwortet hat, indem er tiefgreifenden Verzichten zugestimmt und lautlos eine alltägliche Treue gelebt hat, die nicht weniger kostet.

Doch die feierliche Profess ist nicht der Abschluss oder das Ziel dieses Lebens. Sie ist in gewisser Hinsicht vielmehr ein Anfang. Der Kartäuser hat sich in einem sehr ernsten Akt persönlich Gott dargebracht. Nun gilt es für ihn, dieses Gelöbnis Tag für Tag zu leben.

Unser Vater, der Hl. Bruno, hat in seinem Brief an die Brüder der Chartreuse dieses Gefühl der Ganzhingabe in der feierlichen Profess so zum Ausdruck gebracht hat:
„Freut Euch also, meine teuersten Brüder, über Euer glückliches Los und wegen der reichen Fülle der göttlichen Gnade, die über Euch ausgegossen ist.“

Das Priesteramt, das der Priester-Mönch am Ende seiner Studien durch die Weihe erhält, wird seine Profess krönen. 


Mittwoch, 26. Oktober 2011

Gotteserfahrung in der Kartause, 2

Sieht die Wirklichkeit anders aus!

Wenn es im Gespräch um das Sterben ging, dann gab der Pater immer die gleiche Antwort:  „Nein, er habe keine Angst vor dem Tod! Jeden Tag vor dem Schlafengehen - abends gegen 19 Uhr und nachts gegen 2 Uhr - mache er sich das Sterben bewusst und bete um eine gute Sterbestunde.

Die Schwäche, setzt ihm zu. Er hat keine Kraft mehr „die Messe zu lesen“,  so empfängt er  die heilige Kommunion in seiner  Zelle. „Am Ende nötigen Schluckbeschwerden ihn, länger als zwei Monate selbst auf diese geistige Nahrung zu verzichten“.

Interpretiert man sein Schweigen, seine Niedergeschlagenheit, seinen barschen Ton im Umgang mit dem Krankenbruder und den ihn besuchenden Mönchen richtig, muss die innere Dunkelheit in dieser Zeit sehr groß gewesen sein. Gott hatte sich verborgen, Gott schwieg, Gott ließ ihn einen bitteren Kelch aus Angst und Schmerzen trinken. Was in diesen sechs Monaten in ihm vorgeht, deutet er mit keinem Wort an. In der Erwartung des Todes bittet er um das Sterbesakrament. Dreimal wird es ihm gespendet, zum vierten und letzten Mal am Freitag.“

„Die Suche nach Gott war auch nach 65 Jahren Kartause noch geblieben, was sie bereits zu Beginn seines Mönchslebens war:  Ein oft schmerzvolles, niemals ganz befriedigendes Suchen in der Dunkelheit des Glaubens ..."

Ein Leben mit Jesus.

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Siehe: W. Bösen, Erzählen will ich von seiner Nähe! Erlebnisse und Erfahrungenmit Gott, Bonifatius-V. 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 10

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

C. Die zeitliche Profess

Sind die beiden Jahre im Noviziat verstrichen und hat die Gemeinschaft der Kapitulare, der Abstimmungsberechtigten Mönche, positiv über ihn abgestimmt, wird der Novize zur zeitlichen Profess zugelassen.

Bei der zeitlichen Profess werden die Gelübde der Beständigkeit, des Gehorsams und der Bekehrung des Lebens für drei Jahre ablegt. Der Novize ist nun Jungprofesse und in den Büchern der Kartause eingeschrieben als Mönch, der seine Gelübde abgelegt hat. Die Jahre seines Alters im Orden werden von dieser ersten Profess an gezählt.

Der Jungprofesse bleibt noch Mitglied des Noviziats. Der Pater Magister leitet weiterhin seine geistliche Ausbildung. Im Laufe dieser drei Jahre der Dauer der einfachen Profess, führt er mit seinen Studien zum Priestertum fort. Er vertieft seine geistliche Ausbildung, welche er im Noviziat begonnen hat.

Nach dem Ablauf dieser drei Jahre erneuert der Jungprofesse seine Gelübde für zwei weiter Jahre. Diese verbringt er nicht mehr im Noviziat, sondern bei den Patres mit feierlicher Profess. Er erfährt somit vollkommen das Leben, welches er definitiv zu ergreifen gedenkt. Er setzt seine Studien weiter fort. Doch während des letzten Jahres unterbricht er die Studien, um sich mehr dem Gebet und der Einsamkeit in der Zelle zu widmen.

Sind die "Ja-Stimmen" ausreichend?
Foto ©P.Badde

Dienstag, 25. Oktober 2011

Gotteserfahrung in der Kartause, 1

Es passt dazu, wenn wir uns den Freuden des Lebens als Kartäuser widmen, die Wirklichkeit dieses Lebens nicht außer Acht zu lassen. 65 Jahre Kartäuserleben.

Eine Antwort auf die Frage nach der Gotteserfahrung in der Kartause

Gotteserfahrung spielt sich im Verborgenen ab, sie ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Das sei oft eine „schmerzvolle und niemals ganz befriedigende Suchen in der Dunkelheit des Glaubens. Es sei ein Teil der Berufung zu diesem Leben.

„Dass es bei jedem Kartäuser guten Willens eine spezielle und indirekt nachweisbare Wirkung der Gegenwart Gottes und seines Tuns gibt, das zeigt sich ziemlich deutlich, wie mir scheint, in der Suche des Schweigens und der Einsamkeit, die das Zwiegespräch mit dem Geliebten und den spirituellen Kontakt seiner Gegenwart enorm begünstigen, was sich normalerweise in einem wachsenden Bedürfnis nach Gebet, insbesondere eines Gebetes der Anbetung und des reinen Lobes, der Danksagung für seine unzählbaren Wohltaten zeigt.“

Erfahrung auch des Wirkens und der Gegenwart Gottes in den Mitbrüdern, bei denen man sieht, wie sie Fortschritte machen, sich verändern, immer übernatürlicher reagieren, mit Freuden die Leiden und den Tod annehmen.

 Erfahrungen von schönen Erfolgen in der Treue, der Geduld, der Liebe ... Die Liturgie und der Gesang  werden besonders zu Gelegenheiten, unsere uns erfüllende Liebe Gott zu bekunden ... Mir scheint, dass all das die Gegenwart Gottes, seine Nähe, sein beständiges Wirken, die Aufmerksamkeiten seiner Liebe, klar und deutlich zeigt und bestätigt ... "

Für den nüchternen Gottsucher gilt es  Gott zu loben. Das Erspüren Gottes ist eine Zugabe. Natürlich gibt es Erfahrungen seiner Nähe. Gott wirkt diskret. Es zeigt sich „In der Suche nach Schweigen und Einsamkeit“;  in der Freude an der Liturgie und dem Gesang;  Erfolge in der Treue, in der Liebe und in der Geduld.

Diskret ist bei den Mitbrüdern festzustellen, dass „sie im geistlichen Leben Fortschritte machen, sich
positiv verändern, sich dem Leiden und dem Tod mutig stellen“.

Diese zarten "Berührungen" seien aber „ eher in der Tiefe, im Verborgenen, wahrzunehmen. Auch „in der Kartause sind Erfahrungen mit Gott keineswegs „lauter" als in der Welt; in der lautlosen Stille des Klosters aber reagieren die Sinne empfänglicher auf die leisen Signale der Transzendenz“. 

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Siehe: W. Bösen, Erzählen will ich von seiner Nähe! Erlebnisse und Erfahrungenmit Gott, Bonifatius-V. 2011


Die Freude Kartäuser zu sein, 9

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

B. Das Noviziat

Bevor der Postulant als Novize zugelassen werden kann muss die  Konventgemeinschaft ein positives Votum abgeben. Das Noviziat dauert zwei Jahre. Der Novize bildet sich im geistlichen Leben, und vertieft seine Studien bezüglich der Liturgie und der Kartäuserobservanzen.

Im zweiten Noviziatsjahr beginnt er seine Studien im Hinblick auf das Priestertum. Die Dauer des Studiums beträgt zweieinhalb Jahre im Fach Philosophie und dreieinhalb Jahre im Fach Theologie. Wegen der Anforderungen unserer  eremitischen Berufung in der Kartause, studiert man in der Zelle.

Zweimal pro Woche begeben sich die Studierenden zur Zelle eines Mönches, der Experte eines Studienfaches ist. Dort legen sie Rechenschaft über ihre Arbeit ab und stellen die notwendigen Fragen. Der Studienmagister hilft dabei, die Probleme zu lösen auf welche die Studenten gestoßen sind. Oft greift man auch auf Professoren von außerhalb zurück, um eine solidere theologische Ausbildung zu gewährleisten. 

"Abstimmungsmaschine"
Foto ©P.Badde

Montag, 24. Oktober 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 8

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

2. DIE ETAPPEN DER AUSBILDUNG

A. Das Postulat

Wenn wir davon ausgehen, dass ein Aspirant, nach dem Urteil der Oberen der Kartause,
alle Merkmale für eine echte Berufung für das Leben als Priestermönch mitbringt, wird er als Postulant zugelassen.

Das Postulat ist eine Probezeit, die dem Noviziat vorausgeht. Sie soll nicht weniger als drei Monate und nicht länger als ein Jahr dauern. Die Zeit des Postulates beginnt ohne eine eigene Zeremonie.
Der Postulant verbringt seine Tagesabläufe und Observanzen entsprechend denen der Mönche.  Allerdings gewährt man ihm gewisse Erleichterungen, damit seine Anpassung an unser Leben kontinuierlich verläuft. Er bleibt noch in seiner zivilen Kleidung, jedoch im Konvent trägt er einen schwarzen Umhang.

Außerhalb der Gebetszeiten beginnt der Postulant seine Ausbildung im Geist der Kartause. Er erlernt die liturgischen Zeremonien und studiert Latein, denn er soll fähig sein, die gängigen Texte korrekt zu übersetzen.

Die erste Begegnung: mit dem Pfortenbruder
Foto ©P.Badde

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