Samstag, 30. Juni 2012

Dionysius Carthusianus


oder „Dionysius der Kart(h)äuser“, 
oder "Dionysius van Leeuwen" oder "van Rijkel".

Gedenktafel an der Stadtmauer in Roermond

Dionysius wurde 1402/1403 in dem Weiler Leeuwen bei Rijkel geboren. Die Gemeinde Rijkel im belgischen Limburg, zwischen St. Truiden und Borgloon (Bistum Hasselt) gelegen, erinnert noch heute an den großen Sohn der Gemeinde. Hier gibt es eine „Dionysius Van Leeuwenstraat“ und eine Gedenktafel an der Kirche.

Gedenktafel an der Kirche in Rijkel, eigenes Foto

Offensichtlich hat dieser Mönch den Carthusianus-Verlag in seinem Inhaber Peter Barthold so beindruckt, dass er seinen Verlag nach ihm benannte.

Dionysius Carthusianus studierte an der Universität zu Köln und trat in der niederländischen Grenzstadt Roermond 1424 in die Kartause St. Bethlehem Mariae ein, der er bis zu seinem Tod 1471 angehörte.

Gedenktafel in Roermond an die Kartause, eigenes Foto

Barthold selbst schreibt auf der Startseite seiner Verlagshomepage über Dionysius und begründet damit sein starkes Interesse für ihn:

„Die von ihm gewählte geistliche Gemeinschaft hatte sich im Spätmittelalter zu einem „Akademikerorden“ von großer geistlicher wie intellektueller Ausstrahlung entwickelt.  Dionysius selbst erwies sich als würdiger Repräsentant des ordo carthusiensis:  Sein umfangreiches literarisches Oeuvre verbindet Spiritualität mit Wissenschaft in einer Homogenität, dass man ihm sowohl den Beinamen Doctor ecstaticus als auch „Der letzte Scholastiker“ beilegte.“
      
„Den Autor Dionysius Carthusianus kennzeichnet die breite Rezeption der theologischen Tradition, die die kirchliche Frühzeit mit den wichtigen Vätern wie die mittelalterlichen Autoren, die ihm vorangehen, einschließt. Diese breitgefächerten Interessen sind auch Vorbild für unseren Verlag.“

Eines der ersten Veröffentlichungen des Verlags war folgerichtig ein Werk des Dionysius. Im Jahre 2011 erschienen zwei Arbeiten von ihm, die thematisch so zusammengehören, dass der Verlag sie in einem Band erscheinen ließ:


Dionysius Carthusianus
Messerklärung – und -
Dialog über das Altarsakrament und die Messfeier
(eingeleitet, übersetzt und erläutert von Claudia Barthold)

Barthold stellt diese beiden bemerkenswerten Werke des Kartäusers vor, die nicht nur einen Blick auf die spätmittelalterliche Spiritualität freigeben.
Im ersten Text des Dionysius wird der Ablauf der Heiligen Messe beschrieben, jener Messfeier, die von Papst Benedikt XVI. am 7.7.2007 als „Missa extraordinaria“ wieder aus der Verbannung geholt wurde.
Im zweiten Text erleben wir einen Dialog zwischen Christus und dem Priester, der in seiner geistlichen Tiefe den Sinn der Heiligen Messe erschließt.

Dabei fällt sofort auf, dass die Texte kaum etwas mit der heute in Deutschland geübten Praxis der gängigen Messfeiern zu tun hat. Nur weit entfernt ahnt man vielleicht eine gewisse Nähe.

Deshalb lassen sich die beiden Werke des Dionysius kaum in unsere Wirklichkeit übertragen. Sie müssen auf jene fremd wirken, die noch niemals eine „überlieferte Messe“, eine Messe aller Zeiten, erlebt haben. Wer jedoch die „Alte Messe“ kennt, wird sich schnell inmitten des Textes finden und verstehen. Es entsteht eine innere Verbindung von er-lebter, weil tätiger, Teilnahme am heiligen Messopfer und ihren geistlichen Texten. Ein theologisches Lehrbuch über die Heilige Messe und ein dankbares Betrachtungsbuch über dieselbe.

All denen, die die Feier der Heiligen Messe, wie sie bis zum 2. Vatikanischen Konzil üblich war und inzwischen wieder zelebriert werden darf (und auch wieder öfter anzutreffen ist), kennen und kennenlernen möchten, sei dieses wunderbare Buch auf das innigste empfohlen. Zuletzt sei angemerkt, dass sowohl die Aufmachung des Buches, sowie sein Druck in einer schöner Form dargeboten wird.

Mein herzlicher Dank gilt dem Carthusianus Verlag und allen an der Herstellung des Buches Beteiligten! - Vergelts Gott!

Goldener Brief 139


139. Wer sich selbst in seinem Gewissen so leitet und ordnet, darf ohne Zögern in seiner Zelle sich selber anvertraut und überlassen werden. Aber das ist schon Sache der Vollkommenen oder der vollkommen Voranschreitenden. Wir haben es deswegen den Anfängern und Novizen vorgelegt, dass sie wissen, was ihnen fehlt (Ps 38,5) und worauf sie die Bemühung ihres Eifers richten sollen.

Freitag, 29. Juni 2012

Goldener Brief 138


Abschluss der Anleitung für einen Novizen

138. So muss sich ein kluger und Gott geweihter Geist in seiner Zelle und in seinem Gewissen verhalten wie ein kluger Familienvater in seinem Haus. Er soll nicht, wie Salomo sagt,  in seinem Haus ein zänkisches Weib haben (Spr 21,9; 25,24),nämlich sein Fleisch, sondern eine Frau, die zur Nüchternheit erzogen und an sie gewöhnt ist, bereit zu Gehorsam und Arbeit, überall geübt, sowohl zu hungern, als auch satt zu sein; sowohl Überfluss zu haben, als auch Mangel zu leiden (Phil 4,12). Er soll die äußeren Sinne nicht als Herren, sondern als Diener gebrauchen, die inneren seien nüchtern und wirksam. Sein Haus oder die Familie seiner Gedanken soll er überhaupt so ordnen und in Zucht halten, dass er zu dem einen sagen kann:. "Geh!" und er geht; zu dem andern: "Komm!" und er kommt; und zu seinem Sklaven, seinem Körper: "Tu das!" und er tut es ohne Widerspruch (Mt 8,9; Lk 7,8).

Donnerstag, 28. Juni 2012

Goldener Brief 137


137. Denn einer nüchternen Speise und einem nüchternen Sinn folgt ein nüchterner Schlaf. Jener fleischliche, schwer lastende Schlaf aber, jener Schlaf der Lethe,30 des Vergessens, wie er genannt wird, muss dem Diener Gottes ein Abscheu sein. Von dem erstgenannten aber kann man nach einer entsprechenden Ruhe die Sinne des Körpers und des Geistes leicht aufrufen und - gleichsam wie der Familienvater die Sklaven des Hauses - zu den für den Geist notwendigen Arbeiten aufwecken und zurückschicken. Ein solcher Schlaf ist zu seiner Zeit und im entsprechenden Maß nicht zu verachten.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Goldener Brief 136


136. Wenn du schlafen gehst, sollst du darum immer irgendetwas mit dir in deinem Gedächtnis oder in deinem Denken mitnehmen, einen Gedanken, bei dem du friedlich einschlafen kannst, der dich auch manchmal im Traum erfreuen mag. Er möge dir auch in der Nachtwache wieder begegnen und dich in den Zustand der gestrigen Aufmerksamkeit zurückversetzen. So wird für dich die Nacht wie der Tag erleuchtet, und die Nacht wird deine Erleuchtung sein in deiner Wonne (Ps 138,11). Du wirst ruhig einschlafen, in Frieden ruhen und leicht erwachen. Wenn du dich erhebst, wirst du frisch und munter zu dem zurückkehren, was du nicht ganz verlassen hast.

Dienstag, 26. Juni 2012

Goldener Brief 135


Der Schlaf

135. Wie wir von der Speise gesprochen haben, müssen wir nun auch vom Schlaf sprechen. Hüte dich, soweit du kannst, Diener Gottes, dass du einmal ganz schläfst, dass dein Schlaf nicht die Ruhe eines müden, sondern das Grab eines erstickten Körpers sei, nicht die Erneuerung, sondern das Auslöschen deines Geistes (1 Thess 5,19). Der Schlaf ist eine verdächtige Sache und zum großen Teil dem Rausch ähnlich. Abgesehen von den Lastern, denen im Schlaf niemand widerspricht, da gemeinsam mit dem Körper auch die Vernunft schläft, was die Verpflichtung zum beständigen Fortschritt betrifft, so geht keine Zeit sosehr für unser Leben verloren, als die, die dem Schlaf gewidmet ist.
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