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Die Lesung dient nämlich der Absicht, in der man liest. Wenn der Leser in der
Lesung wahrhaft Gott sucht, dann hilft ihm alles (Röm 8,28), was er liest, zu
diesem Ziel, nimmt die Gedanken des Lesers gefangen und unterwirft jedes Verständnis
des Textes dem Gehorsam Christi (2 Kor 10,5). Wenn das Denken des Lesers aber
zu etwas anderem abweicht, dann zieht es das alles nach sich. Denn er findet in
den Schriften nichts, was so heilig und so fromm ist, dass er es nicht entweder
durch eitlen Ruhm, durch verkehrtes Denken oder durch falsches Verständnis für
seine Bosheit oder Eitelkeit verwenden könnte. Darum muss bei der Lesung aller Schriften
die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sein (Ps 90,10), damit in ihr vor
allem die Absicht des Lesers gefestigt werde und aus ihr ein geordnetes
Verständnis oder Erkennen des Textes hervorgehe.
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