Je höher man steht, desto
tiefer kann man fallen. Doch anderseits gibt es auch nicht Profanes, das nicht
geheiligt werden könnte. Das zeigt die Erfahrung der Heiligen, die auch die
unsere werden soll.
Unter den Frommen findet
man Menschen, die nach hohen Gebetsgnaden streben und meinen, sozusagen ein
Anrecht auf innige Vereinigung mit Gott zu haben, weil sie die Gebote halten.
Sie sind sich nicht bewußt, wie sehr sie sich dabei selber überschätzen. Denn
gerade das ist ein Hindernis für den Empfang großer Gnaden, von denen man nur
ein Trugbild kennt.
Durch vielfache
Läuterungen müssen wir zuerst zur aufrichtigen Selbsterkenntnis geführt werden,
daß wir keinerlei Verdienst besitzen und nichts sind, daß wir in jedem
Augenblick völlig von der Barmherzigkeit Gottes abhängen.
„Wenn ihr alles getan habt, was man euch aufgetragen,
sagt: wir sind unnütze Knechte, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“ (Lk 17, 10).
(vgl. Sendung der Stille,
Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)
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