Samstag, 6. Oktober 2012

Sicherer Ankerplatz

Der heilige Bruno wird manchmal als unnahbar, düster und streng angesehen. Auch in der Kunst wird er so dargestellt. Gewiss, der erste der Kartäuser wird in der Tradition der Orden nicht mit dem kleinen Weg der heiligen Therese von Lisieux zu vergleichen sein. Doch Bruno kannte sich selbst sehr gut und er kannte die Menschen. Er war ein Realist- und ein liebender und sorgender Vater für seine Brüder. Er litt darunter, von ihnen getrennt zu sein und nicht leicht helfen zu können. Er sah, wie Menschen auf dem halben Weg stehen blieben. Der Weg zu Gott ist beschwerlich. Bruno schrieb in einem Brief an die Mönche der Großen Kartause von seiner Freude und auch von seiner Sorge:


„Mein Geist jubelt auf im Herrn.
Ja, ich juble und fühle mich zum Lobpreis
und zur Danksagung
gegenüber dem Herrn angetrieben.
Und doch stöhne ich bitterlich auf.
Gewiss, ich juble auf …, aber
zugleich schmerzt es mich,
weil ich träge und nachlässig
im Schmutze meiner Sünde liege.“

„Freut euch, dass ihr
den ruhigen und sicheren Ankerplatz
eines verborgenen Hafens
erreicht habt, zu dem zwar zu gelangen viele
sich sehnen und viele auch
mit einem gewissen Anlauf
sich darum bemühen,
doch nicht dahin gelangen.
Viele wurden auch davon ausgeschlossen,
nachdem sie ihn bereits erlangt hatten,
denn keinem von ihnen wurde es
von oben gewährt: Darum, meine Brüder,
haltet es für sicher und bewiesen,
dass, wer immer dieses ersehnte Gut genossen
und es auf irgendeine Weise verloren hat,
er es sein ganzes Leben lang bedauern wird,
falls er nur irgendeine Achtung und Sorge
für sein Seelenheil besitzt.“

Darstellung des heiligen Bruno mit einem Totenkopf als Zeichen der Vergänglichkeit



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