Freitag, 29. März 2013

Karwoche und Ölberg - Der heilige Wille Gottes, 5/6

Wenn du dich am Frieden der Einsiedelei erfreuen willst, dann erfülle treu deine „Pflicht zur Sorglosigkeit". Der Wille Gottes wird sich dir Tag für Tag, Augenblick für Augenblick offenbaren. Oft bist du ganz aufgeregt vor Ungeduld und Neugierde auf den nächsten Tag. Lerne, diesen Drang zur Tätigkeit, der so tief in dir verwurzelt ist, zu bezähmen.

Die unbedeutenden alltäglichen Beschäftigungen werden dein Bedürfnis lautem zu „handeln", etwas zu „schaffen", vorausgesetzt, du betrachtest die beiden großen Ereignisse des täglichen Lebens deiner Welt, die Messe und das Chorgebet, wirklich als bedeutsam. Der Eremit wird sich vergegenwärtigen müssen, dass alles, was ihm der Gehorsam auferlegt, Liturgie ist, dass seine demütigsten Gesten der Verherrlichung Gottes dienen.

Im Eremitentum gibt es nichts „Profanes".

Pass auf, dass du durch deinen mangelnden Glauben nichts „profan" machst. Deine demütige und verborgene Existenz erhält durch ihre Weihe an Gott den Wert eines Opfers; und es ist nicht falsch, sich selbst als Opfer des Lobes zu betrachten; Paulus verpflichtet dich ausdrücklich dazu: „Ich ermahne euch, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt" (Röm 12,1).

Dabei wird von dir nichts Spektakuläres verlangt. „Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes!" (1 Kor 10,31), und tut es lächelnd: Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber" (2 Kor 9,7).

Der Gehorsam Gott gegenüber ist der Angelpunkt der Geschichte der vernunftbegabten Schöpfung. Das war die Prüfung für die Engel und für Adam. Die Menschwerdung und die Erlösung sind Akte des höchsten Gehorsams (vgl. Hebr 5,8; Phil 2,8). Bis zum Kommen Christi standen sich der Wille Gottes und der des auserwählten Volkes gegenüber. Es war leicht vorauszusehen, wer den Sieg davontragen würde; Israel zog den kürzeren, aber es wusste dennoch, was es verloren hatte: „Wenn ihr auf meine Stimme hört, ... werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein... Ihr sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören" (Ex 19,5-6). Gott beklagt diese vergebliche Aufsässigkeit: „Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dein Glück wäre wie ein Strom" (Jes 48,18).

(Ausschnitte aus: Ein Einsiedlermönch, Wo die Wüste erblüht, Verl. Neue Stadt 1984)




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