Samstag, 23. März 2013

Wir alle wissen aus Erfahrung

. . . dass eine allzu starke Lichtquelle unser Auge blendet. Den Aufstieg der Seele zu Gott bis ins Dunkel der göttlichen Nacht möge uns Gregor von Nyssa in seinem Hoheliedkommentar erklären.
Er schreibt zu Ex 24,18:

Dem großen Moses wurde Gottes Erscheinung zuerst in Licht zuteil, dann spricht der Herr zu ihm aus der Wolke. Als aber Mose höher hinaufgestiegen und vollkommener geworden war, in finsterem Wolkendunkel.
Wir lernen daraus:
Die erste Abkehr von falschen, trügerischen Vorstellungen über Gott ist bereits der erste Übergang aus der Finsternis zum Licht.
Die tiefere Erkenntnis aber der verborgenen göttlichen Herrlichkeit, die unsere Seele durch das Reich der sichtbaren Erscheinungen zur unsichtbaren Welt hindurchführte, ist gleichsam die Wolke, die alles Sichtbare überschattet.
So wird die Seele dazu angeleitet und daran gewöhnt, den Blick auf das Verborgene zu richten.
Ist unsere Seele, soweit sie es vermag, den steilen Weg zur Bergeshöhe gewandert, so tritt sie in den Abgrund der Gottesschau ein, umfangen überall von Gottes Finsternis.
Die Welt der sinnlichen Erscheinungen und der Begriffe bleibt nun hinter ihr. Übrig bleibt das Unsichtbare, Unbegreifliche der Gottesschau. Dort erst weilt Gott ... - Und Mose trat in das Dunkel ein, in dem Gott wohnt.

(vgl. G. Posada, Der heilige Bruno)





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